Samstag, 21. Mai 2011
Tränen am Kanal

[Kräne lügen nie.]

Ich rede. Ohne sie anzusehen. Als ich ihr erzähle, wie es mir geht, kullern die Tränen ohne dass ich zu weinen beginne. Aber es ist mir nicht unangenehm. Wir kennen uns zu lang. Zu gut. Hier braucht es keine Masken. Manchmal fragt sie nach. Stellt die Fragen so, dass ich mir selbst Antworten geben muss. Ich bin ehrlich. Halte nichts zurück.

Am Ende unseres Gespräches sagt sie einige Zeit nichts.
Als sie dann Luft holt. Und zu sprechen beginnt.
Erwarte ich Sätze, die mit 'Du musst jetzt...' beginnen.
Doch ich werde enttäuscht. Obwohl ich das Gegenteil fühle.
Sie gibt mir keinen Rat. Sie sagt mir nicht, was ich 'müssen muss'.
Es folgt kein 'sollen' und kein 'unbedingt'. Sie drückt nicht.

Sie bittet mich nur um ein weiteres Mittagessen. Und um einen Spaziergang am Kanal. In der nächsten Woche. Damit wir weiterreden können.

Zum Abschied nimmt sie mich in den Arm.
Weil sie weiss. Dass das alles ist, was ich brauche.

Arme. Die mich halten.
Wenn ich es selbst nicht kann.

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