Montag, 3. Januar 2011
Vielleicht morgen.
Wie sie mich jeden Tag fragt, wann denn ihre Tochter mal kommt.

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Montag, 27. Dezember 2010
Dein Meer ist so gross. Und mein Schiff so klein.
Als sie mich fragte: Wo ist denn mein Vatilein? Und mein kleines Tochterherz an dieser Frage wie ein in Not geratenes Schiff an einer Klippe zerschellt. Und in 1000 Stücke zerspringt. Jedes einzelne Stück gerade so gross wie ein Kieselstein. Und wie ich mich später in den Schlaf weinte.

Wie erklärt man seiner Mutter, dass ihr geliebter Vater bereits seit 6 Jahren tot ist?

Dies. Und wie ich trotzdem standhalte.
Wie ein Fels. In der Brandung.
Und mich frage. Woher ich die Kraft nehme.

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Donnerstag, 23. Dezember 2010
Weihnachten auf der Intensivstation
Die Erkenntnis, dass sie seit vielen Jahren die Einzige ist,
die mir etwas schenkt. Schlich sich heute schmerzhaft in
mein Bewusstsein.

Dies. Und wie allein ich ohne sie wäre.

Frohes Fest.

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Mittwoch, 22. Dezember 2010
Zustand nach Reanimation
Wie ich ihr erklären soll. Dass sie an ihrem Geburtstag tot umgefallen ist.
Und seitdem 18 Tage verschlafen hat.
Und nur noch 3 Tage bis Weihnachten übrig sind.
Ist mir 1 Rätsel.

Dies. Und ihr nachdenklicher Blick.
Auf meine Frage.
Ob sie wüsste, wer ich bin.

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Sonntag, 12. Dezember 2010
Tag 9
Wie sich die Spreu vom Weizen trennt.
Wer wirklich da ist. Ungefragt.
Und nicht nur davon redet.
Wenn überhaupt.

Wie sich alles, an was man glaubte, jetzt langsam aussiebt. Und an die Oberfläche kommt nur, was bleibt. Ein strenger Indikator, der zwischen Freundschaft und Bekanntschaft entscheidet. Und wie allein und dennoch befreit man sich fühlt. Wie auch die Familie zerbricht. An gegenseitigen Schuldzuweisungen und fehlendem Feingefühl.

Wie sehr jemand fehlt. Der mir nach einer Woche Nulldiät etwas zu essen hinstellt. Und etwas zu trinken. Jemand, der wirklich da ist. Und nicht mehr weggeht. Der einen lieb hält. Und in den Schlaf bringt. Der den Ärzten die Fragen stellt, während ich auf sämtliche Ausführungen nur mit Aha. reagieren kann.

Wie die Pfunde purzeln.
Ohne Freude.
Auch 1 neue Erfahrung.

Wie sehr das alles mein und unser Leben verändern wird.
Und wie nötig ich einen Pfannkuchen hätte.
Und 1 Glas Milch.

Und wie ich nach 5 Stunden Intensivstation ins Auto steige um nach Hause zu fahren und denke: Jetzt musst du erst mal deine Mama anrufen. Das glaubt die dir nie.

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Samstag, 11. Dezember 2010
I'm the blue and she's the sky
Nach 7 Tagen Todesangst erfahre ich endlich wie
sich der beste Augenblick meines Lebens anfühlt.

Als sie nach 7 Tagen Koma ihre Augen öffnet
und mich, trotz Tubus, anlächelt.

Sie weiss wer wir sind.
Ich&sie.
Sie&ich.

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Samstag, 4. Dezember 2010
Schwarzer Tag
Wie sie mich noch zur Bahn bringt. Und ich mich noch ein mal umdrehe und winke. Und sie mir zuruft: "Lauf; alle anderen gehen schon nach oben!"

Wie 10 Minuten später ihr Herz stehen blieb.

Wie sie mich 2 Stunden später anriefen.
Und wie man von da an einfach nur noch funktioniert.

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Sonntag, 26. September 2010
Alles vergessen
Nun ist es ja so. Immer dann. Wenn man versucht nichts liegen zu lassen. Lässt man etwas liegen. Vielleicht sollte man sich auch mal mehr Zeit nehmen. Für so einen geordneten Rückzug. Also vielleicht 0,6 Sekunden; vielleicht.

Dann hätte man auch zum Beispiel die vermaledeite Brille mitgenommen, die man zum ausgehen abgenommen hatte und ohne die man nun tagsüber nur noch verkniffener dreinblickt.

Als er mich zurückruft und ich mich mit Ich kann nichts sehen! melde, müssen wir beide lachen und ich spüre, dass wir immer noch gleichauf sind. Keiner an Augenhöhe verloren hat.


Ich bekomme einen Kfee und meine Brille zurück. Und er fragt mich, was ich wohl von Jimi Hendrix halte. Und ich frage mich. Ob er wohl schon wieder vergessen hat wie alt ich bin. Er zeigt mir ein paar Videos. Und er fragt mich mittendrin ob ich dieses oder jenes hören würde. Das BoDiddleyRiff zum Beispiel. Und alles was ich höre, ist die Begeisterung in seiner Stimme. Hör dir das mal an. sagt er und startet einen 10 minütigen Konzertmitschnitt. Und dann sag mir, was es mit dir macht. Nebenbei erklärt er weiter. Irgendwas mit Eric Clapton und Pete Townshend. Und ich klebe an seinen Lippen und kann mir ganz genau gar nichts davon merken.

Ich bin froh, dass er nicht noch einmal fragt, was das alles mit mir macht, als das Video vorbei ist. Denn es macht tatsächlich etwas mit mir. Und ich glaube. Er wollte es gar nicht wirklich wissen. Er wollte nur. Dass ich auf mich achte. Ich presse ein paar Tränen nach innen. Weil ich langsam zu begreifen beginne. Was es ist. Was mich anzieht. Mich hält. Was ich vermisse. Und vermisst habe. All die Jahre entbehrte.

Als er mich zum Abschied küsst.
Fühle ich mich gut. Und ich bin dankbar.
Für das Geleit. Auf dem Weg zu meinem Selbst.

Irgendwann bin ich dann da.
Und dann. Kann ich überall hin.

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Sonntag, 11. Juli 2010
Unser persönliches Silverstone
Wie ich heute im Garten saß und deinen Apfelbaum vermisste.
Auf dessen Stumpf heute ein Planschbecken für Vögel steht.




[Was es wohl will?!]

Wir sind zusammen, aber wir reden nicht über dich.

Ich presste mich den ganzen Tag mit aller Gewalt gegen die Tür, hinter der meine Tränen sind. Hielt Sicherheitsabstand. Zu den Frauen, die mich gross zogen. Wischte die Küche. Kochte Kfee. Holte ein Eis. Duschte den Hund. Schreckte einen Schwarm Mücken in der Regentonne auf. Goss die Blumen. Zählte die Löcher in der Hecke. Sah nach, was die Gurken machen. Vermied Nähe.



Zum Abschied nahm ich dennoch beide in den Arm.
Und ich spürte. Wie sie schluckten.

Zuhause gab ich auf. Öffnete die Tür.
Betrat den Raum. Und ließ das Seil los.



But now it's quiet and I can hear you saying,
My little fish don't cry, my little fish don't cry.

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Donnerstag, 22. April 2010
Tag 765 ~ wieder älter
Mich beim Aufwachen gefragt,
warum es mir so schlecht geht.
Warum ich keine Kraft spüre.
Die mich aus dem Bett bringen könnte.
Umgedreht. Hundert Seiten gelesen.
Und dann doch aufgestanden.

Mir beim Zähne putzen in die Augen geschaut. Und an Tante Anna
gedacht. Und daran. Warum es mir wohl so schwer fällt. Auf meine Mitmenschen adäquat zu reagieren. Warum ich nicht verbergen kann. Was ich nicht fühle.

Familientag. Weil das so ist. Rituale. Muss man haben.
Hat man die. Weiss man. Woran man festhalten kann.


[Auch mal tiefergelegt.]


[Bequeme Mädchen.]

Eine Armada Hackmuffins [Frikadellen!] zum Frühstück verdrückt. Um anschliessend zu Kfee+Kuchen überzugehen. Frau Oma begut8et sorgsam das erste von Frau Mutter selbstgestricktgefilzte Paar Hausschuhe. Und ich bin nicht wenig stolz auf sie. Nie mehr kalte Füsse beim skypeln.



Die Prinzessinentorte bleibt in der Kühlung. Wir essen meinen
Überraschungsskuchen. Und ich denke an dich, du.









Was machen wir jetzt? Fragt Sie mich. Als wir im Vehicolo longo sitzen. Was wir immer machen? Frage ich zurück. Und bin längst auf dem Weg.

Wir stöbern alles aus.
Kaufen Stricknadeln, Bücher und dieses DinX.



Ist es nicht lieblich?
Man möchte einen Brief schreiben.
Adressat unbekannt.

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