11.07.2004 Großer Preis von Großbritannien in Silverstone
Der Tag. An dem du müde wurdest. So müde.
Dass nichts dich wach halten konnte.

Und ich sehe mich dort stehen. Vor dem Haus. Sie tragen dich an mir vorbei. Du hast die Augen geöffnet. Siehst noch ein mal in den Himmel. Sie machen das Blaulicht nicht an. Sie bringen dich fort. Aber sie beeilen sich nicht. Ich stehe noch lange dort. Der Krankenwagen ist längst auf die Hauptstrasse abgebogen. Trotzdem bleibt alles still.

Irgendwann bin ich wohl wieder zurück ins Haus gegangen.

Irgendwann klingelte das Telefon.

Und ich sehe mich dort stehen. Vor der Gegensprechanlage. Mit einem zerknüllten Taschentuch in meiner kleinen Faust. Und meine Stimme sagt: Ich möchte nur Tschüß sagen. Dann höre ich das Summen. Ziehe am Türgriff. Wie sehr ich mich fürchte.

Und dann. Sehe ich mich dort stehen. In diesem großen, weißen Raum. Mit nicht wahrnehmbaren Wänden. Alles leuchtet. Und du. Liegst dort. Und schläfst. Ich glaube, ich ging ein paar Schritte auf dich zu. Vielleicht mit Hilfe. Jemand steht hinter mir. Und hat eine Hand auf meine Schulter gelegt. Ich strecke meinen Arm aus. Berühre deine Hand. Stehe still. Jemand bringt mir einen Stuhl.

Und dann. Sehe ich mich dort sitzen. Habe meine Stirn an deine gelehnt. Wir sind allein. Ich erzähle dir von meinem Tag. Und wie sehr du mich erschreckt hast. Und auch, dass du dich nicht um mich sorgen musst. Ich lege meinen Kopf auf deine Brust. In der es nun für immer still geworden ist. Und deine Hand liegt auf meiner Wange. Wie sehr ich dich liebe.

Und ich halte noch lange deine Hand. Streichle deine Stirn. Sehe dich sehr genau an. Will mir alles einprägen. Nichts von dir vergessen. Nicht das kleinste Detail. Und ich rieche an deinem Haar. Schluchze leise in dein Ohr. Und ich bin nicht böse. Obwohl es noch nicht Zeit war. Ich hatte noch so viele Fragen.

Jemand kommt herein und bringt mir die Schere, um die ich gebeten hatte. Bevor ich es tue. Vergewissere ich mich. Wird er wieder aufwachen? Sie legt einen Arm um mich. Und schüttelt den Kopf. Dann kann ich es tun.

Irgendwann muss ich wohl gegangen sein.

Und dann. Sehe ich mich dort stehen. Am Strassenrand. Mit einer Strähne deines Haares in meiner kleinen Faust. Und ich weiß nicht. Wohin ich gehen soll. Auch nicht. Wo das Auto steht. Also bleibe ich einfach stehen. Bis ein Wagen hält. Und mich jemand über die Strasse zum Parkplatz bringt.

Wie sehr du mir fehlst.

little fish



Ich hab den Abendstern
Meinen Lieblingsschmuck
In einem Taxi verloren

Ich hab meinen Geliebten
Auf dem Spielplatz der Engel
Zwischen Mars und Frankreich verloren

Mein Liebster und der Abendstern
Waren ein - und derselbe

~ Claire Goll



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