Sonntag, 26. September 2010
Alles vergessen
Nun ist es ja so. Immer dann. Wenn man versucht nichts liegen zu lassen. Lässt man etwas liegen. Vielleicht sollte man sich auch mal mehr Zeit nehmen. Für so einen geordneten Rückzug. Also vielleicht 0,6 Sekunden; vielleicht.

Dann hätte man auch zum Beispiel die vermaledeite Brille mitgenommen, die man zum ausgehen abgenommen hatte und ohne die man nun tagsüber nur noch verkniffener dreinblickt.

Als er mich zurückruft und ich mich mit Ich kann nichts sehen! melde, müssen wir beide lachen und ich spüre, dass wir immer noch gleichauf sind. Keiner an Augenhöhe verloren hat.


Ich bekomme einen Kfee und meine Brille zurück. Und er fragt mich, was ich wohl von Jimi Hendrix halte. Und ich frage mich. Ob er wohl schon wieder vergessen hat wie alt ich bin. Er zeigt mir ein paar Videos. Und er fragt mich mittendrin ob ich dieses oder jenes hören würde. Das BoDiddleyRiff zum Beispiel. Und alles was ich höre, ist die Begeisterung in seiner Stimme. Hör dir das mal an. sagt er und startet einen 10 minütigen Konzertmitschnitt. Und dann sag mir, was es mit dir macht. Nebenbei erklärt er weiter. Irgendwas mit Eric Clapton und Pete Townshend. Und ich klebe an seinen Lippen und kann mir ganz genau gar nichts davon merken.

Ich bin froh, dass er nicht noch einmal fragt, was das alles mit mir macht, als das Video vorbei ist. Denn es macht tatsächlich etwas mit mir. Und ich glaube. Er wollte es gar nicht wirklich wissen. Er wollte nur. Dass ich auf mich achte. Ich presse ein paar Tränen nach innen. Weil ich langsam zu begreifen beginne. Was es ist. Was mich anzieht. Mich hält. Was ich vermisse. Und vermisst habe. All die Jahre entbehrte.

Als er mich zum Abschied küsst.
Fühle ich mich gut. Und ich bin dankbar.
Für das Geleit. Auf dem Weg zu meinem Selbst.

Irgendwann bin ich dann da.
Und dann. Kann ich überall hin.

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Ich nicht
Und als wir da so sitzen. In der Cobra. Auf den TanzflächeSesseln. Und mein Herz aufgeht, als der DJ einen meiner derzeitigen LieblinXsongs spielt. Sieht er mich grinsend an. Und fragt. Ob er mich auf Joe Strummer gebracht hat. Und ich lächle zurück und nicke nur. Denn das ist die Wahrheit.



Er möchte aber lieber gehen. Sagt er. Und schultert seine Jacke.
Er verbinde zu viele Erinnerungen mit dieser Musik.

Dann geh doch schon rüber. Will ich sagen. Tue es aber nicht.
Ich schliesse die Augen. Öffne mein Gehör. Bleibe bei mir.
Bastele meine eigenen kleinen Erinnerungen.

Als ich die Augen wieder öffne.
Sitzt er noch immer neben mir.
Warum weiss ich nicht.

Die 14 Jahre trennen uns nicht.
Uns trennt das Leben.

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Instead of Passionsspiele
Ich trage einen 22€-teuren Stempel am Handgelenk.
Und eine Frangipanibluete im frisch gefärbten Haar.

An der Freiheit bleibe ich kurz stehen. Aber da ich schlendernde Touristen ohne Ziel auf den Tod nicht, Sie wissen schon. Rase ich weiter. Mit dem Mann am Ärmel. Stammbar. NichtsosehrStammbar. ÜberhauptkeineStammbar.

Bis hin zum Sorgenbrecher.



Da sitzen wir also. Als ich merke.
Dass es kein wir [mehr] gibt.

Wie schnell ich manchmal gehen kann.
Also aufstehen, alles anziehen, weg.
Vom Null auf Adios in 0,3 Sekunden.

Ich kann gar nicht fahren.
Dennoch finde ich mich in meinem Auto wieder.
Sitze. Zittere. Und lasse ein paar heissen Tränen ihren Lauf.

Hätte ich gewusst. Wohin ich gehen kann.
Hätte ich gewusst, wer mir öffnet. Wenn ich mitten in der N8 vor der Tür stehe. Mich ohne gross zu fragen hereinlässt. Die Bettdecke lupft. Mich lieb hält. Und einfach nur da ist. Für mich. Und für all das. Hätte ich gewusst, wer das für mich tut.

Wäre ich nicht nach Hause gefahren.
Hätte ich gewusst, wer mich nimmt.
Läge ich in einem Arm.
Und nicht hier.
Im Nirgendwo.
Im Nichts.

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