Dienstag, 5. Oktober 2010
Tag 931
Als die FrauMutter-Telefonnummer auf dem Bürotelefon blinkt, zucke ich innerlich zusammen. Denn im Büro darf man mich nur anrufen, wenn etwas sehr Schönes, oder etwas sehr Schlimmes passiert ist. Belanglosigkeiten müssen bis nach Feierabend warten. So handhabe ich das. Schon immer.

Da meine Familie eher selten grössere Lottogewinne erzielt. Rechne ich mit dem Schlimmsten. Und obwohl das nicht mein schönster Wesenszug ist. Werde ich nicht enttäuscht.

Ein offenes Schädel-Hirn-Trauma in der Familie hat jetzt eigentlich noch gefehlt, um alles, was einen sonst bedrücken mag, völlig nichtig werden zu lassen.


Er war ein paar Sekunden lang nicht aufmerksam und hat sich jeden Knochen gebrochen, den man sich als Nicht-Mediziner denken kann. Und leider auch noch ein paar andere.

Es sei zwar noch zu früh. Und sie wollen einem nicht die Hoffnung nehmen. Aber man solle sich vorbereiten. Auf den schlimmsten Fall. Sagen die Ärzte, die sein Gehirn operierten.



Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich jetzt sagen, dass das immer nur uns passiert. Unserer Familie. Aber das stimmt ja nicht. Das passiert immer wieder. Jeden Tag. Jedem. Und umso grösser die Familie ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemandem, der einem Nahe steht, etwas zustösst. Rede ich mir ein.


Ich weiss nicht, wie lange ich nicht mehr gebetet habe.

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