Sonntag, 10. Oktober 2010
Ende der Starre
Wenn nach 7 Tagen das erste mal eine brauchbare Pupillenreaktion registrierbar ist und das schwarze Gespenst Hirntod, das über allem schwebt und über das keiner zu reden wagt, endlich etwas blasser zu werden scheint. Wie wir eine Telefonkette bilden und die Tränen meines Bruders mein kleines Schwesterherz sprengen.

Heute N8 sehen wir alle zum Mond hinauf. Gemeinsam.

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Tag 935
Vielen lieben Dank für all die Anteilnahme in den Kommentaren und per Email. Es ist schön zu wissen, dass man jemanden hat, der an einen denkt. Wir geben die Hoffnung nicht auf.


Eine Woche Koma. Vor kurzem hätte sich das für mich noch entspannend angehört. Leider bleibt alles gespannt. 5 Tage weiterschlafen. 10 Tage aufwachen. Wenn alles stabil bleibt. Die gequetschte Lunge muss bis dahin über einen Luftröhrenschnitt beatmet werden. Alleine atmen. Soll er nie mehr können. Es gibt so viel zwischen Himmel und Erde, was wir nicht begreifen werden.



Was ich auch nicht begreife. Sind die Kommentare.
Ich denke nur. Was will die Alte?! Hat die vielleicht gesoffen?!
Kennt die mich?! War die dabei?! Was glaubt sie zu wissen?!
Was glaubt sie, wer sie ist?! Und was noch viel wichtiger ist.
Was geht es sie an?

Und wo war sie, als alles gut war?! Und warum kommen manche Menschen erst aus ihren Löchern, wenn es was Böses zu sagen gibt?! Warum wird ein Zaungastkönig zu einem Aasfresser?! Gibts da drüben nichts, wovon sie sich ernähren kann?! Scheinbar nicht. Guten Hunger. Und fick dich.



Die Erkältung mit Fieber separiert mich von dem Rest. Obwohl die Ärzte sagten, dass man schlimmere Sachen aus der Intensivstation mit rausnehmen kann, als mit reinbringen. Sicher ist sicher. Jemand, der nie wieder einen Hustenreflex haben soll. Sollte sich lieber nicht anstecken.



Wie ich erneut dem unangenehmen Personaler gegenüber sitze und er was von Qualitätspersonal faselt und ich nur laut lachen kann, da meine Kolleginnen Friseurin und RA-Gehilfin sind. Wie albern das alles ist. Und traurig. Und wie ich mir auf alles ein Ei backe.



Der Eine. Mehr tot als lebendig. Und die Andere, die per Sturzgeburt auf die Welt drängte. Ganz so, als hätte sie Angst, etwas zu verpassen. Eine Nichte 2ten Grades. Gerade mal 3000 Gramm schwer. Und hoffentlich jetzt nicht enttäuscht. Besteht ihr Leben doch erst mal nur aus fader Milch & Verdauung.



Ein Mann, der mich unglaublich interessiert und seine Angst, mich zu langweilen.



Eine Mutter, die freudig einer lebensbedrohenden Operation entgegenfiebert und nur noch stricken kann. Schals und Hausschuhe habe ich jetzt schon genug. Ich gebe einen xxxl-Pullover in Auftrag. Und hoffe.



Mein Wunsch zu heiraten. 4 Kinder zu bekommen.
Jedes Jahr eines.

Und die Realität. Wärmflasche&LittleWomen.



und noch was rudi hör mal
lass es sein mit der gitarre
lass es sein

~Herwig Mitteregger

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