Sonntag, 11. Juli 2010
Heute
Heute ist [ausserdem] der Tag, an dem ich dachte, ich sei auf einen Geburtstag eingeladen und feststellte, dass das gestern war. Ich habe Kalender. Aber ich benutze sie nicht.

Dann war heute auch der Tag, an dem ich mit Frau Mutter im Keller war und endlich diese vermaledeite EX-Schwiegermutti-Gartenliege aus dem Loch befreite um sie auf das Baumhaus zu katapultieren. Sommer 2.0. Geht los jetzt.

Während Frau Mutter die Liege freischaufelte, öffnete ich den alten Schrank mit den Glastüren, den ich damals, als ich noch zuhause wohnte, als Wäscheschrank benutzte und in dem wir nun die Bücher meines Vaters aufheben. Ich fand einige, in die er seinen Namen geschrieben hatte und bat Frau Mutter um einen Karton. "Sag bloss, du nimmst mal was mit?!" fragte sie erfreut. Ich steckte meine Nase ohne 1 Wort wieder in den Schrank und dachte. Ja, heute kann man das ja mal machen.

Zuhause entdeckt, dass in manchen Büchern sogar noch Lesezeichen von ihm stecken und mich gefragt, was er alles nicht zuende bringen konnte.



Beim Blättern durch die Bilderalben mein kleines Ich gefunden.
Dass auf so schnelle und gemeine Weise aus einer Kindheit gerissen wurde, die gerade erst begonnen hatte. Du musst jetzt die Starke sein. Du musst jetzt für deine Mutti da sein. Du musst jetzt. Du musst. Du musst. Du musst. Genau genommen stütze ich, seitdem ich 6 Jahre alt bin. Und habe noch nicht ein einziges Mal damit aufgehört.



Was es bedeutet und wie schlimm es für mich war, ohne Vater aufzuwachsen, bemerkte ich erst, als ich 18 wurde. Danach kam es in Schüben. Und heute befinde ich mich auf dem Höhepunkt. Auf der Suche nach mir. Mit vollem Bewusstsein für meine Fehler, Mängel, Defizite.

Dennoch. Bin ich die, die ich heute bin. Ein Produkt. Meiner Vergangenheit. Und stolz. Auf meine Farben. Besonders auf die, die ich von ihm zu haben scheine. Auch wenn es nicht die Schillerndsten sind. Sondern die Dunklen, die Zerstörerischen, die Klebrigen; schwarz und dick wie Melasse.


Und als dann endlich die Liege auf dem Baumhaus stand.
Und ich dachte. Jetzt könnt ihr mich alle mal am Arsch lecken!



Fiel mir Ruin ein. Der nackt, mit Haarfärbemittel auf Kopf- und Brusthaar, im tiefsten Winter an seinem bodentiefen Fenster im ersten Stock stand und zu vorübergehenden Passanten sagte: Ja, guckt nur. Ich bin drinnen. UND IHR SEID ALLE DRAUSSEN!

Und dann fiel mir wieder ein, wie ich im Winter zusammen mit dem Tageloehner auf der Schwäbischen Alb festsass. Und wie ich ihn, schon am Nachmittag, herausfordernd ansah und er Götz George in "Die Katze" zitierte: "Lass das, is zu kalt zum Ficken!" In astreinem schwäbisch versteht sich. Und wie ich dann einfach den Bullerjan öffnete und Holz nachlegte.

Wie die Taxifahrerin am Hamburger Flughafen mich auf der Heimfahrt frug, ob ich aus dem Skiurlaub käme. Ich sie fragte, wie sie darauf käme und sie "Na, Sie riechen wie ein ganzer Kamin." antwortete.

Und dann fiel mir der Schweizer ein. Der mir zum Abschied diesen obszön grossen Dildo schenkte. Und ich erst am Flughafen beim Check-in meines Handgepäcks meinen Fehler bemerkte. Wie ich rot anlief, als die Herren hinter dem Monitor stutzten. Und wie er abends anrief. Um mich zu fragen, ob ich was zu verzollen gehabt hätte. Drecksack.


Mehr ist mir heute nicht eingefallen.

Jetzt muss ich meinem Bruder nur noch erklären,
dass ich Hitler mitgenommen habe.

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Unser persönliches Silverstone
Wie ich heute im Garten saß und deinen Apfelbaum vermisste.
Auf dessen Stumpf heute ein Planschbecken für Vögel steht.




[Was es wohl will?!]

Wir sind zusammen, aber wir reden nicht über dich.

Ich presste mich den ganzen Tag mit aller Gewalt gegen die Tür, hinter der meine Tränen sind. Hielt Sicherheitsabstand. Zu den Frauen, die mich gross zogen. Wischte die Küche. Kochte Kfee. Holte ein Eis. Duschte den Hund. Schreckte einen Schwarm Mücken in der Regentonne auf. Goss die Blumen. Zählte die Löcher in der Hecke. Sah nach, was die Gurken machen. Vermied Nähe.



Zum Abschied nahm ich dennoch beide in den Arm.
Und ich spürte. Wie sie schluckten.

Zuhause gab ich auf. Öffnete die Tür.
Betrat den Raum. Und ließ das Seil los.



But now it's quiet and I can hear you saying,
My little fish don't cry, my little fish don't cry.

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Tunnelblick


[::herzerweichend::]

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Sitzen und schwitzen

[Wir liegen alle am Pool]





Nur DerUrmel nicht. Der, der bis Mai Tag&Nacht noch auf dem bollernden Speicherofen schlief, scheint die Wärme am schlechtesten wegzustecken. Unleidlich streift er durch unsere Quadratmeter, auf der Suche nach dem kühlsten Plätzchen. Ich fand ihn im Bad. Eingerollt im Waschbecken. Nach draussen geht er nur, wenn ich dabei bin.

Ich bin Familie.

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